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Book

Wo die wilden Striche wohnen

Eine Kinderbuch-Zeitreise

Wo die wilden Striche wohnen
»Bookano Stories No. 4«, Illustrationen und Text: S. Louis Giraud, ca. 1937, Foto: Die Neue Sammlung (K. Mewes, J. Minne)

Mit dem Titel »Wo die wilden Striche wohnen« widmet sich die Pinakothek der Moderne in München bis zum 26. Januar Büchern und Illustrationen für Kinder. Die interaktive Ausstellungsarchitektur von Carina Deuschl wurde mit Wandillustrationen von Christoph Niemann komplettiert – ein Bücherparadies zum Entdecken, Anfassen und Staunen.

Kinderbücher im Wandel der Zeit

Über 170 illustrierte Bücher aus über 25 Ländern spannen in der nicht nur für Kinder spannenden Ausstellung einen historischen Bogen von 1870 bis in die Gegenwart. Dem Fokus eines Designmuseums entsprechend, stellt sie nicht die Erzählungen in den Mittelpunkt, sondern die Gestaltung der Bücher. Denn kleine Leserinnen und Leser bedeuten nicht unbedingt geringere Ansprüche – mit interaktiven Elementen, Pop-ups oder fühlbaren Veredelungen ließen sich Kinder seit jeher in den Bann ziehen. In der Rotunde der Pinakothek beginnt die Zeitreise um 1900 mit den Spielbilderbüchern von Lothar Meggendorfer. Seine Aufstellbücher setzten mit der Zusammenführung von Kinderbuch und Spielzeug gänzlich neue Maßstäbe. In weiteren Vitrinen lassen sich internationale Exponate bestaunen, die Einblicke in englische, französische, finnische, estnische und lettische Kinderbücher von 1900 bis in die Gegenwart gewähren. Hierunter sind auch bemerkenswerte Meilensteine, wie Jean de Brunhoffs Elefanten Babar (1933) oder Raymond Briggs Father Christmas (1973). Die stilistische Vielfalt, die zeitgemäßen und für kindgerecht erachteten Themen, aber auch die Buchproduktion lassen die Besucherinnen und Besucher die Jahrzehnte berührend nachspüren.

Merkmale der Kinderbuchgestaltung

Im zweiten Teil der Ausstellung fokussiert Kuratorin Caroline Fuchs vier verschiedene Prinzipien und Merkmale der Kinderbuchgestaltung. Die erste Gruppe von Vitrinen zeigt Beispiele des gezielten Einsatzes von Farbe, die zweite Gruppe widmet sich Büchern, in denen Schrift, Zahlen oder geometrische Formen zum Gestaltungsprinzip erhoben wurden. Eine weitere Gruppe bilden Kinderbücher, die aus gewohnten Sehgewohnheiten ausbrechen und beispielsweise aus der Perspektive von Zwergen oder Riesen die Welt sehen. Zu guter Letzt folgen Exponate, die eine dritte Dimension aufweisen – Pop-up, Aufklapp- und Legebücher.

Eine interaktive Ausstellungsarchitektur

Mit ihrem ansprechenden Ausstellungskonzept für Groß und Klein, griff Carina Deuschl den Titel der Ausstellung auf und präsentiert die Exponate in häuserförmigen Schränken, in denen die Bücher »wohnen«. »Diese vertikale Präsentation erfüllt zwei Zwecke: Sie bietet Besucherinnen und Besuchern aller Altersstufen und Körpergrößen freien Blick auf die Bücher. Gleichzeitig schützen die Türen sie vor Lichteinfall. Sitzbänke und Lesepulte laden die darüber hinaus dazu ein, ausgewählte Bücher in voller Länge zu entdecken«, so die Presseabteilung. Geleitet werden Besucherinnen und Besucher wiederum durch Wandzeichnungen, die Christoph Niemann exklusiv für die Ausstellung entwarf. Als Kommentare zu den einzelnen Themen spielte auch er mit Linien und Flächen.

Bücher und darüber hinaus

Über die Bücher hinaus werden zudem sechs animierte Kurzfilme präsentiert, die von Studierenden der Münster School of Design der Fachhochschule Münster, betreut von Prof. Henning Tietz, speziell für die Ausstellung entwickelt wurden. Sie knüpfen an die Gestaltungsansätze ausgestellter Bücher an und überführen diese in eine neue Bilderzählung.
Auch für die Kataloggestaltung konnte eine hochkarätige Kreative gewonnen werden: Ariane Spanier setzte über 400 Abbildungen gewohnt feinfühlig in Szene und schuf damit für den herausgebenden Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König weit mehr als eine reine Dokumentation.

»Wo die wilden Kerle wohnen / Where the wild things are«, aus dem Amerikanischen übersetzt von Claudia Schmölders, Illustrationen und Text: Maurice Sendak, 1967. Foto: Die Neue Sammlung (K. Mewes, J. Minne)