Oftmals entstehen wahre Schmuckstücke eher im Verborgenen und schlummern auf den Portfolioseiten der Kreativen. Solch ein sowohl konzeptionelles als auch herstellungstechnisches Kleinod findet man beispielsweise auf der Seite von Dagmar Reiche, die in ihrem Atelier in Lindau am Bodensee agiert: Über ein Jahr hielt sie hierfür mit der amerikanischen Fotografin und Buchkünstlerin Ginger Burrell wöchentlichen Mailkontakt. Die beiden sandten sich jeweils ein Foto zu und beantworteten wiederum mit einem Foto die Mail des anderen.
Aus digital wird analog
Aus diesem Ping-Pong an Eindrücken der jeweiligen Lebenswelt konzipierte die Kreative schließlich ein Printobjekt, das diesen dynamischen Austausch auch in seiner Form widergeben sollte. »Ich habe mich gefragt, wie ich dieses fotografische Gespräch in ein Buch überführen könnte … das dialogische Hin und Her, das Zyklische eines Jahres«, so Dagmar Reiche. Das Ergebnis war ein in der Herstellung durchaus anspruchsvolles Leporello mit Stanzungen, die über die Falze laufen – so können die Fotografien beim Öffnen des Buches hin- und hergedreht werden. Jede Woche hat auf diese Weise ihre Vorder- und Rückseite. Wird das Leporello komplett aufgefächert, sieht man wiederum entweder die Fotostrecke von Ginger Burrell oder von Dagmar Reiche. Das letzte Foto des gesamten Jahres knüpft wiederum an das erste an – so schließt sich der Kreis inhaltlich und im eigentlichen Objekt, das wie ein Stern zusammengelegt werden kann.
Realisiert wurde »Picturing Dialogue« in einer kleinen Auflage gemeinsam mit Gotteswinter und Aumeier (Druck) sowie Seismografics JK (Stanzung und Faltung) und es zeigt aufs Schönste, dass sich konzeptionelle Inhalte durchaus auch formal und haptisch übersetzen lassen.
Design: https://designreiche.de/
Druck: https://www.gotteswinter.de/
Verarbeitung: https://www.seismografics.de/