Der Künstler Josh Gluckstein verzaubert mit seinen Tierskulpturen auf den ersten Blick – und auf den zweiten erkennt man erst seinen Werkstoff: recycelte Pappe. Inspiriert von seinen Reisen quer durch Asien, Afrika und Südamerika, auf denen er nicht selten ehrenamtlich tätig war, fing er im heimischen London den majestätischen Anblick der dort heimischen Tiere in Lebensgröße ein. Recycelte Pappe ist für ihn dabei nicht nur funktional, auch das Bewusstsein für Nachhaltigkeit schärfte sich auf seinen Auslandsaufenthalten. Wir sprachen mit dem Kreativen über seine Arbeit.
Josh, was war die Initialzündung für Ihre Tierskulpturen?
Ich bin schon seit meiner Kindheit von Tieren besessen. Nach der Universität begann ich sofort zu arbeiten und zu sparen – ich wollte unbedingt die Welt bereisen, in der Hoffnung, Tiere in freier Wildbahn zu sehen. Schließlich führten mich meine Reisen durch Asien, Lateinamerika und Ostafrika und ich hatte das Glück, einige unglaubliche Begegnungen mit Wildtieren zu haben. Als Tierliebhaber ist es mir aber auch sehr wichtig, den Tieren, die mich inspirieren, etwas zurückzugeben. Glücklicherweise habe ich jetzt die Möglichkeit, dies zu tun, indem ich mit meiner Kunst etwas Gutes tun kann und einen Prozentsatz des Umsatzes an verschiedene Naturschutzorganisationen und Stiftungen weitergebe.
Ihr Material für diese Serie ist recycelte Pappe – war das von Anfang an klar für dich?
Es gab einige Faktoren, die mich dazu brachten, recycelte Pappe zu verwenden. Erstens war ich auf meinen Reisen, selbst an den entlegensten Orten, schockiert von den riesigen Mengen an Plastikmüll. Ich erinnere mich an eine Reise zu den Galapagos-Inseln, wo ich einen Strand besuchte, der für seine große Seelöwenpopulation bekannt war. Es war wirklich unglaublich, sie in freier Wildbahn zu sehen, aber auf jedem Zentimeter Sand, der nicht von Seelöwen bedeckt war, lagen Plastikflaschen und -dosen. Es war ein herzzerreißender Anblick. Ein weiterer Faktor war, dass ich vor Covid eine kurze Zeit als Requisiteur gearbeitet habe, was ich sehr mochte, aber ich habe aus erster Hand gesehen, wie viel Müll in dieser Branche anfällt. Das hat mich ermutigt, über andere, nachhaltigere Techniken nachzudenken.
Der Lockdown war tatsächlich die Zeit, die ich brauchte, um zu experimentieren, und als ich Karton entdeckte, gab es kein Zurück mehr. Pappe finde ich überall und sie ist ein so vielseitiges Material. Ich finde es großartig, dass ich sie in eine natürliche Form zurückbringe und dass meine Technik jetzt völlig abfallfrei ist.
Kannst du uns etwas über deine Arbeitsweise erzählen?
Skizzierst du deine Skulpturen zuerst?Ich beginne damit, viele verschiedene Bilder und Videos des Tieres zu studieren, das ich entwerfen möchte. Sobald ich mich mit dem Thema vertraut fühle, erstelle ich Skizzen und plane den Maßstab der Skulptur. Danach baue ich im Wesentlichen ein Pappskelett, ähnlich wie bei einer Balsaholz-Skulptur. Sobald diese Form steht, beginne ich mit dem Aufbau der Skulptur und denke über die Beschaffenheit sowie die Details des Motivs nach und greife auf Bilder zurück, um den Charakter und die Persönlichkeit des Tieres einzufangen.
Gibt es ein Werk, das eine besondere Herausforderung war?
Die Skulptur, die die größte Herausforderung darstellte, war eigentlich das erste Stück, das ich fertiggestellt habe: meine Galapagos-Riesenschildkröte. Es gab viele verschiedene Elemente und Texturen, mit denen ich experimentieren musste, um sie richtig hinzubekommen. Außerdem habe ich jede einzelne Schuppe von Hand geschnitten, das müssen mindestens 2000 Stück gewesen sein! Mein Favorit ist wahrscheinlich mein Elefantenbulle, ich liebe ihn einfach.
Wird die Tierserie fortgesetzt oder haben Sie schon neue Ideen?
Im Moment genieße ich es noch sehr, meine Tierskulpturen zu schaffen und bin immer noch voller Inspiration. Ich denke, es wäre sehr interessant, in Zukunft auch lebensgroße Skulpturen von Menschen zu schaffen. Bevor ich meine Tiere kreiert habe, beschäftigte ich mich hauptsächlich mit Porträts. Es wäre spannend, diese irgendwann mit Karton umsetzen zu können.
Wer mehr von Josh Glucksteins Arbeiten sehen möchte: joshgluckstein.com