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Marketing

Sehen ist Gold

Ein Gespräch mit Franziska Walther

Sehen ist Gold
Ein Gespräch mit Franziska Walther über die erfolgreiche Positionierung in der Kreativbranche.

Franziska Walther bezaubert nicht nur mit charmanten Buchillustrationen und damit mit großem Einfühlungsvermögen für verschiedenste Protagonisten – ihr Portfolio umfasst ebenso geschärfte Corporate Designs, Markenentwicklungen und Websites. Derart breit aufgestellt, war für die promovierte Designerin eine deutliche Positionierung nicht nur hilfreich in der Außendarstellung, sondern auch für sich selbst. Dieses gelebte Know-how an Designerinnen und Designern weiterzugeben, ist ein weiteres Aufgabengebiet, dem sich Franziska Walther stellt. Sei es mit ihrem praxisnahen Buch »Die gute Mappe«, in Kursen oder Einzelcoaches – mit viel Erfahrung im Rücken unterstützt sie Kreative, sich erfolgreich zu positionieren und den eigenen Weg zu finden. Wir sprachen mit ihr über Stolpersteine und Zielfindung.

Du arbeitest nicht nur als Illustratorin, sondern bietest auch Kurse und Coachings für Berufskolleginnen und -kollegen an, die die Zusammenstellung von Portfolios und die Eigendarstellung zum Thema haben. Ist das tatsächlich bei vielen Kreativen ein Schwachpunkt?
Ja, Positionierung, Akquise und Marketing sind für viele kreative Selbstständige ein Buch mit sieben Siegeln. Das Portfolio spiegelt das dann oft wider.
Viele haben sogar Angst davor, mit einer strategischen Selbstvermarktung die eigene Seele zu verkaufen. Dahinter steckt dieses Paradoxon, dass Illustrierende oder Designerinnen und Designer Dienstleistungen anbieten, aber eben auch Kunstschaffende sind. Das gleichzeitig zu leben, ist gar nicht so einfach.
Dabei ist eine klare Positionierung der beste Schutzmechanismus für die kreative Seele. Denn sie erlaubt selbstbestimmte Entscheidungen. Das heißt nicht, dass immer alle künstlerischen Wünsche wahr werden, aber Positionierung gibt mir Werkzeuge an die Hand, mit denen ich mich selbstbestimmt verhalten kann.
Mache ich das nicht, dann werde ich schnell wie ein Blatt im Wind von einem Auftrag zum nächsten getragen – und frage mich in ein paar Jahren, wie zur Hölle ich hier gelandet bin.

Seinen eigenen Weg als Kreative oder Kreativer finden und zugleich das anbieten, was der Markt sucht – wie lässt sich hier eine Balance finden?
Das ist wirklich ein Balance-Akt, an dem viele scheitern. Denn in Aufträgen steht nun mal der Bedarf der Kundinnen und Kunden im Mittelpunkt. Da passiert es schnell, dass es auf einmal nur noch um die anderen geht und ich mich als kreativer Mensch selbst verliere. Deshalb halte ich es für sinnvoll, sich selbst bewusst verschiedene Räume zu schaffen. Neben meinen Auftragsarbeiten schaffe ich mir auch Raum für freie Projekte, in denen ich experimentieren kann, ohne an wirtschaftliche Zwänge oder die Vorgaben meiner Auftraggebenden gebunden zu sein.
Das bedeutet nicht, dass diese freien Projekte nicht auch irgendwann zu einem Auftrag oder zu einem Projekt werden, das Umsatz generiert. Aber ich brauche erst einmal diesen Raum, in dem sich meine Arbeit ohne Anforderungen von außen weiterentwickeln kann und in dem ich die wichtigste Person bin – die, die am Steuer sitzt und die Richtung vorgibt. Das erlaubt mir dann auch, bei Aufträgen die Bedürfnisse meiner Kundinnen und Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Denn am Ende löse ich als Designerin und Illustratorin die Probleme meiner Kundinnen und Kunden. Da geht es nicht um mein kreatives Wachstum.
Diese verschiedenen Räume schaffen emotionalen Abstand in Auftragssituationen, denn meine Kundinnen und Kunden haben dann nicht mehr die Verantwortung, mich glücklich zu machen. Diese Verantwortung kann nur ich selbst für mich übernehmen – in dem Raum, den ich dafür schaffe.

Lassen sich Kundenanfragen wie »ich möchte das genau so, nur anders« mit einer klaren Positionierung leichter umgehen?
Hier muss ich ehrlich antworten – ich glaube nicht! Denn die Aussage »Ich möchte das so, nur anders« ist ein Indikator, dass mein Gegenüber gerade nur schwer in Worte fassen kann, was sie brauchen und wollen – weil der Zugang und vielleicht auch die Sprache für Gestaltungsprobleme fehlt. Und das ist okay.
Kundinnen und Kunden buchen Kreative ja für ihre fachliche Expertise. Mit dieser können wir zuhören, das Problem verstehen und Lösungen entwickeln. Dementsprechend verstehe ich den Satz als Aufforderung, neugierig zu sein – und erst einmal viele Fragen zu stellen und zuzuhören.

Hier gibt es Einblicke in »Die gute Mappe« von Franziska Walther.