Zu den diesjährigen Preisträgern für junge Buchgestaltung der Stiftung Buchkunst zählt auch »Samsara«. Ein ungewöhnliches Fotobuch, das auch von seiner physischen Inszenierung lebt. Dabei sind die vier kleinen Bohrungen, die den Buchblock durchdringen, nur ein bemerkenswertes Detail.
Die magische südenglische Küste
Der junge japanische Fotograf Shinichiro Shiraishi gewährt uns einen Blick auf die Landspitze Dungeness an der südenglischen Küste und auch ein wenig in seine Wehmut: Erinnert ihn sein dortiger Aufenthalt doch an die Besuche im Haus seiner Großeltern im ländlichen Japan. Hier prägte sich die Erkenntnis tief in ihm ein, dass sowohl das Natürliche als auch das vom Menschen Geschaffene Teil derselben Landschaft und Natur sind. Und so verfremdet der in Berlin lebende Kreative auch seine Aufnahmen – Bilder flirren, starke Unschärfen betonen Objekte, ein Spiel zwischen positiv und negativ zieht magisch in Bann. Er fixiert das Gleichgewicht von Yin und Yang, Schwarz und Weiß, Leben und Tod; all das, was er in dieser rauen Landschaft zu entdecken vermag. Ob seltsame Fundstücke, Naturschönheiten oder Fischerhäuser, jede Seite lädt ein, mit den Augen näher erforscht zu werden.
»Samsara«, Shinichiro Shiraishi, Edition Taube
Reizvolle Details
Nun verrät schon das Cover, dass es sich bei Samsara um mehr als einen Fotoband handelt: Der Karton ist von bereits erwähnten Bohrungen durchdrungen, die schlichte Typografie verrät Titel und Namen des Gestalters, eine irisierende Ton-in-Ton-Folienprägung weckt die Neugierde. Auch im Inneren nutzt Shinichiro Shiraishi die Kraft des Materials, um das Thema der Dualität des Lebens zu untermauern. So wechseln sich die randabfallenden Bilder auf rauem Naturpapier mit glänzend, glatten Seiten ab. Visuelle – und die einzig farbigen – Stolpersteine bilden willkürlich eingelegte Postkarten in strahlendem Blau. Sie zeigen Lochsteine, die auch Hühnergötter genannt werden und an der Küste häufig zu finden sind. »Sind dies archaische Schlüssellöcher, die einen Blick in metaphysische Dimensionen gewähren? Eine fotografische Meditation über die Dynamik allen Daseins«, resümierte die Jury der Stiftung Buchkunst. Gestaltet wurde der Band von Enno Pötschke.
Erschienen ist der poetische Band Samara in der Edition Taube, deren Website einen Besuch wert ist – über 100 ungewöhnliche Publikationen sind hier bereits mit internationalen Künstlern entstanden. Und, wie man an Samsara sieht, hat man hier auch für junge Kreative ein offenes Ohr.
Papier: Munken Print White (300 g/qm und 100 g/qm)
