Last, but not least heißt es in puncto Buchbindung: Sie mag der letzte Schritt in der Buchherstellung sein, sollte aber natürlich unbedingt von vorneherein im gestalterischen Konzept berücksichtigt werden. Die Möglichkeiten, dem Buchcharakter mit einer besonderen Bindung den letzten Schliff zu verleihen, sind groß – und immer noch werden wertige Formen, auch in Handarbeit, nachgefragt, um besondere Druckwerke entstehen zu lassen. Wir sprachen mit Thomas Freitag, Geschäftsleiter bei bubu, über die Möglichkeiten, den Status Quo und die Zukunftsaussichten der Buchbindung.
Ihr Unternehmen kann auf eine lange Historie zurückblicken: Waren dabei die Meilensteine immer mit technischer Innovation verknüpft?
Natürlich sind die Produktinnovationen das, was am meisten von der Außenwelt wahrgenommen wird. In einem innovativen Betrieb sind die Meilensteine aber nicht ausschließlich auf technische Innovationen beschränkt. Es ist also nicht das Produkt, sondern der Mensch und die Teamleistung aller Mitarbeiter sowie der Drang des Teams nach Weiterentwicklung, die zur ständigen Evolution der Firma führen. Die Mitarbeiter sind es, die mit ihren Ideen, der Kreativität und der technischen Erfahrung, die besonderen haptischen Kommunikationsmittel entwickeln und umsetzen. Manchmal sind es glückliche Fügungen wie beispielsweise ein auf Kundenwunsch entwickeltes Produkt, welches das Potenzial für eine neue Innovation hervorbringt und dann im Markt entwickelt werden kann. Im weitesten Sinne wird die Weiterentwicklung also auch von außen getrieben.
Sie bieten nach wie vor sowohl industrielle Buchbindung als auch handwerkliche Produktionen an. Sind auch heute noch beide Säulen gleichermaßen wichtig?
Sowohl die industrielle Buchbinderei als auch das traditionelle Handwerk sind wichtige Pfeiler unseres Angebots und werden mit der digitalen Produktion ergänzt. In der digitalen Produktion geht es darum, dass wir mittels Workflowsteuerung die Kleinaufträge zu tiefen Transaktionskosten abwickeln können. Dieser Workflow unterstützt durch stark reduzierten Administrativkosten und durch Anbindungen von Maschinen via automatische Schnittstellen. Die Automation und die intelligente Steuerung der Prozesse machen es möglich, an einem Tag hunderte von verschiedenen Jobs parallel und kostengünstig von A bis Z abzuwickeln. Durch die Synergien der industriellen und handwerklichen Buchbinderei ist in der Kombination mit der digitalen Produktion die Fertigung hochwertiger Kleinauflagen möglich.
Welche Bindearten werden bei Ihnen am häufigsten nachgefragt?
»Alles außer gewöhnlich« könnte man hier wohl sagen. Schwerpunkt ist die Fadenheftung und die Herstellung von hochwertigen Hardcover-Einbänden. Über dir Grenzen hinweg sind es die anspruchsvollen Produkte wie das Flatbook oder der Flatorello.
In Ihrem Bindorama haben Sie über 2200 Bücher gesammelt, die Inspiration bieten sollen. Ist diese Brücke zu den Kreativen unverzichtbar?
Es ist nicht nur eine Brücke zu den Kreativen und zu den Endkunden, sondern es ist auch unsere Brutstätte für neue Ideen. Durch die geballte Ladung an kreativen Druckprodukten lassen sich Kunden und Partner inspirieren und es entstehen neue Formen und Gefäße für die haptische Kommunikation.
Mit eigenen Entwicklungen wie dem Flatbook oder Flatorello konnten Sie auf dem Markt immer wieder Akzente setzen. Wieviel Raum wird der Entwicklungsarbeit bei Ihnen eingeräumt?
Es ist das Sahnehäubchen in unserem Beruf – genau diese Entwicklungen sind es, die uns antreiben und motivieren. Es ist unsere »Berufung« und wir stecken unser ganzes Herzblut in die Entwicklung innovativer Produkte. Die Möglichkeit, für unsere Kunden neue Produkte zu erfinden, beflügelt uns und ist die Basis für die Freude an unserer täglichen Arbeit.
Welche Entwicklung sehen oder befürchten Sie gar in der Buchbranche?
Welchen Stellenwert wird die hochwertige Buchherstellung künftig einnehmen?»Reduce to the max« – will heissen, dass die Massenproduktion von wenig wertigen Produkten weiter rückläufig sein wird. Die Hochwertigkeit und die Bedeutung des Buches im Zusammenhang mit »Digital Detox« wird an Bedeutung gewinnen. Das Buch bleibt wichtiges Kulturgut und es entwickelt sich immer mehr zu einem Genussmittel, wie eine gute Flasche Wein!
Gibt es Papiere, die Sie besonders gerne verarbeiten?
Mein Herz schlägt für Naturpapiere. Dies ist aber natürlich meine ganz persönliche Meinung.Ein Naturpapier mit der rauen Oberfläche ist ein haptisches Erlebnis und bringt die Wertigkeit einer Drucksache einfach gut zum Ausdruck.
Was ist Ihre persönliche Lieblingsbindung?
Meine Lieblingsbindeart ändert sich jährlich mit dem neuen Bubu-Neujahrsbuch. Hier kann man die jeweils aktuelle Version hautnah erleben.