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Paperlove

Filigrane Schmuckstücke

Papierobjekte von Ursula von Kirchbach

Filigrane Schmuckstücke

Unzählige Faltungen sind für die filigranen Kunstwerke von Ursula von Kirchbach notwendig; Papierstück an Papierstück reihen sich die Elemente aneinander, bis sie zu ihrer endgültigen Form verschmelzen. Und diese ist, ob groß oder klein, immer ein wahrer Hingucker, dessen Material sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Dieser feinfühlige Umgang mit Papier wurde jüngst auch beim Gmund Award in der Kategorie Art gewürdigt – Ursula von Kirchbach war unter den Finalisten des Wettbewerbs. Wir sprachen mit der Kreativen über ihre Passion und die Liebe zum Papier. 

Was begeistert Sie so sehr an dem Werkstoff Papier?

Papier ist ein Material, das meist recht unscheinbar ist – es ist in unserem Alltag zwar überall präsent, bleibt jedoch oft völlig unbeachtet. Gleichzeitig ist es aber auch ein Material, das so hochwertig und teuer sein kann, dass man nur staunt. Es kommt also immer darauf an, was man daraus macht.

Was gab den Initialfunken, aus Papier so ungewöhnliche Objekte und Schmuck zu kreieren?

Das waren ganz konkret zwei Workshops bei dem großartigen amerikanischen Papierkünstler Paul Jackson. Er konnte das Falten von Papier und die Möglichkeit, damit Grandioses, Raffiniertes und Überraschendes zu erschaffen, auf einfache Weise und Schritt-für-Schritt erklären. Von da an war mir keine Anleitung im Internet mehr zu kompliziert, um sie nicht selbst nachzuarbeiten. So bin ich auch auf die ganz einfachen Origami-Faltmodule gestoßen, aus denen meine Objekte gesteckt sind.

Sie sind von Beruf Innenarchitektin – gibt es da Parallelen zu Ihrer Kunst?

Meine Planungen und mein Gestaltungsstil als Innenarchitektin sind geradlinig, minimalistisch und geordnet. In meinen Papierobjekten lässt sich geradezu der Gegenpol dazu finden – in jedem Stück ist die Handarbeit zu erkennen, die nie perfekt sein kann. Die Objekte leben von einer organischen Formensprache; es gibt überhaupt keine rechten Winkel oder Geradlinigkeit. In der Farbgebung der Objekte drängt sich die Innenarchitektin aber doch wieder nach vorne. Das Spiel mit Farben, Formen und Proportionen – nichts Schöneres könnte es für mich geben.


Mit Verlaub, Ihre Objekte sehen schon ein bisschen nach Wahnsinn aus … so akribisch, so filigran! Können Sie die Herangehensweise ein wenig beschreiben?

Skizzieren Sie ein Werk zuvor, ehe es ans Falten und Stecken geht? Hunderte kleiner Papiermodule zu falten, ist die größte Herausforderung. Teilweise bin ich dabei völlig in Gedanken versunken oder horche jemandem konzentriert zu. Wenn dann eine ausreichende Menge an Modulen vorhanden ist, geht es ans Zusammenstecken, dem echten Spaß an der Sache. Dies geht leider relativ flott – und schon wieder ist das gefaltete Material zu Ende …! Bei gleichbleibender Stecktechnik arbeite ich mit zwei Aufbau-Prinzipien beziehungsweise Arbeitsweisen: dem Aufbau von unten nach oben oder einem horizontalen Aufbau. Bei letzterem wird eine gesteckte rechteckige Fläche rund gebogen und die Anfangsreihe mit der Endreihe wieder verbunden. Diese Objekte sind sehr kompakt, da sie in sich geschlossen sind, und lassen sich problemlos von einer Stelle zur anderen bewegen. Die Objekte, die wiederum von unten nach oben gesteckt sind, kann man nur im Ganzen von unten fassen, um sie zu transportieren. Stramm mit Folie umwickelt, lassen sich jedoch beide Arten gut versenden.

Es ist also eher ein fließender Prozess?

Ja, die endgültige Form des Objekts ergibt sich meistens erst während des Zusammensteckens. Aber da es ja so schnell zusammengesteckt ist, lässt es sich auch schnell wieder auseinander nehmen und von neuem beginnen.

Meist haben größere Objekte ein kleines Gegenstück. Welcher Gedanke steckt hier dahinter?

Ich liebe Kombinationen. Deshalb haben viele meiner Objekte einen Gegenpart, ein passendes Pendant. Größer oder kleiner, dicker oder dünner und in den Farben gleich oder gut harmonierend. Auch Dreier-Sets empfinde ich als sehr reizvoll.

Welche Papiersorten eignen sich für Ihre Objekte besonders gut? Welche Eigenschaften sind vorteilhaft?

Mit der Qualität von ganz normalem Kopierpapier in 80 g/qm lassen sich die kleinen Origamimodule gut falten. Dickeres und damit schwereres Papier ergibt eine gröbere Gesamtstruktur. Es ist auch etwas aufwändiger zu falten als dünnes Papier. Die Haftung unter den Faltmodulen wird natürlich durch eine raue Oberfläche begünstigt. Glattes und glänzendes Papier hat zwar einen ganz eigenen Reiz als Endprodukt, lässt sich jedoch nicht so einfach zusammenstecken, da es sehr rutschig ist.Meine Recyclingobjekte bestehen aus hochwertigen Papieren, z. B. von Broschüren und Katalogen. Diese sind meistens auch in einem abgestimmten Farbdesign bedruckt, was bei meinen Objekten natürlich vorteilhaft ist. So entsteht automatisch eine gute Farbharmonie.

Gibt es eine Grenze bezüglich der Größe?

Die Größe der Objekte reicht von sehr klein bis zu ca. 50 cm Durchmesser. Hier hört der statische Zusammenhalt in Verbindung mit dem Gewicht des Papiers tatsächlich auf. Alle Objekte bezaubern aber durch ihre haptische Textur, dem überraschend leichten Gewicht und mit ihrer noch formbaren Stabilität.


Ein Leben ohne Papier wäre für Sie …

… langweilig