Selten ist man sich so einig in der Druckbranche: Es wird zwar weniger, aber dafür hochwertiger produziert. Kaum eine Verpackung im Handel, die nicht glänzt, mit einer Prägung zum Anfassen verführt oder aber mit Sonderfarben aus dem Sortiment hervorstechen möchte. Wir sprachen mit Kerstin Denzler, Geschäftsführerin von effektiv Druck+Veredelung, über Trends in der Printproduktion und was selbst erfahrene Produktionsdienstleister*innen noch überraschen kann.
Vielfach hört man aus der Branche, dass zwar insgesamt weniger, dafür aber hochwertigere Printprodukte entstehen. Können Sie das aus Ihrer Sicht auch bestätigen?
In jedem Fall – heute gilt es mehr als je zuvor, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und dazu sind clever eingesetzte Veredelungen prädestiniert.
Gibt es Veredelungen, die besonders hoch im Kurs stehen?
Heißfolienprägung und Blindprägung werden zurzeit sehr gerne eingesetzt. Die Kombination aus visuellem und haptischem Reiz spielt hier eine große Rolle – nicht nur im Packaging, auch bei Geschäftsaustattungen oder im Printmarketing.
Wie steht es mit Materialien? Setzt sich der Trend zu eher rauen, natürlichen Papieren weiter fort?
Auf jeden Fall, gerade Recycling-Papiere mit Einschlüssen sind extrem reizvoll. Werden diese mit einer auffälligen Heißfolienprägung versehen, ergibt sich ein toller Kontrast und es sind unzählige spannende Kombinationen möglich.
Wie hoch ist generell der Beratungsbedarf der Kreativen? Sind die Anfragen meist schon sehr konkret oder können Sie hier oft neue Impulse geben? Und hat sich das über die Jahre verändert?
Der Beratungsbedarf ist tatsächlich hoch und wir bedienen diesen auch sehr gerne – dafür sind wir schließlich da. Zudem entstehen die besten Produkte, wenn die Lösung im Team erarbeitet wird. Wie heißt es so schön? Teamwork makes the dream work! Ich komme selbst aus dem Designbereich und kann mich dadurch gut in die Lage der Designer*innen versetzen. Wenn mich ein Design oder eine Kombination besonders reizt, schrecke ich vor nichts zurück – auch, wenn das in der Produktion eine besondere Herausforderung bedeutet.Oft bekomme ich zunächst ein Ansichts-PDF und wir erarbeiten gemeinsam die Papierwahl sowie die möglichen Veredelungsvarianten. Der Anteil der Anfragen, bei denen die Beratung explizit gewünscht ist, hat sich deutlich erhöht. Inzwischen genießen wir auch Vertrauen in der Branche, was uns natürlich sehr freut.
Stichwort Nachhaltigkeit – mit welchen Fragen seitens der Kund*innen werden Sie hier konfrontiert?
In erster Linie geht es dabei meist um die Recyclingfähigkeit von Veredelungen. Ein breites Feld, auf dem ebenfalls noch immer großer Beratungsbedarf besteht.
Kommen wir nochmals zum Papier: Kann Sie eine neue Sorte überhaupt noch überraschen?
Ja, auf jeden Fall. Es wird zwar immer schwieriger, aber trotzdem gibt es so spezielle Momente, in denen man über ein besonderes Papier streicht und einem dabei das Herz aufgeht. Auch besonders gelungene Farben überraschen mich immer wieder.
Gäbe es eine Art Traumpapier, das noch entwickelt werden müsste und welche Eigenschaften hätte es?
(lacht) Das wären dann wohl all die schönen Naturpapier mit den Veredelungseigenschaften eines gestrichenen Papiers.
Sehen Sie auch privat Printprodukte mit anderen Augen? Fühlen Sie beispielsweise in der Buchhandlung das Papier bevor Sie einen Klappentext lesen?
Na klar, ich bin immer im Inspirationsmodus. Vor allem die Veredelungen schaue ich mir genau an, aber natürlich auch das Papier. Wenn die Qualität nichts taugt, wird das Produkt auch nicht gekauft.
Zukunft braucht Raum, Kreativität, Papier und …
Veredelung und Wertschätzung