Mit beeindruckenden Illustrationen richtet Autor Torben Kuhlmann seinen Blick aus unterschiedlichen Perspektiven auf »Die graue Stadt« und entspinnt dabei einen spannenden Plot, dem nicht nur Kinder gerne folgen. Ein Buch, das zu Recht zu den »Schönsten Deutschen Büchern 2024« zählt und damit auch Liebhabern guter Buchgestaltung vollends gerecht wird.
Einem Komplott auf der Spur
Wie ein Krimi mutet dieses Kinderbuch aus der Feder Torben Kuhlmanns an: Robin zieht mit seinen Eltern in die Stadt, die durch und durch grau ist – von den Häusern über die Menschen bis hin zu den Blumen. Neugierig macht er sich auf die Suche nach der Ursache und stößt dabei auf die Grau GmbH & Co. KG. Mithilfe von Freunden bereitet er dem grauen Dasein schließlich ein Ende, gelangt in die Zentrale der Firma und stellt alle Farbregler auf bunt – welch schönes Finale!
Autor Torben Kuhlmann studierte an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg Illustration und Kommunikationsdesign und arbeitete bereits zu dieser Zeit als freiberuflicher Illustrator. Im Anschluss war er für Jung von Matt tätig und realisierte zu dieser Zeit sein erstes Kinderbuch (»Lindbergh – Die Geschichte einer fliegenden Maus«). Seine Passion für dieses Genre scheint ungebrochen, denn auch in »Die graue Stadt« beweist er sein Gespür für kindliches Interesse, spannende Themen und nicht zuletzt einer dynamischen Umsetzung.
Unterhaltung für Groß und Klein
Dass sein neues Werk durchaus auch Erwachsene zu begeistern vermag, ist der euphorischen Beurteilung der diesjährigen Jurorinnen und Juroren der Stiftung Buchkunst abzulesen: »Die Einbandillustration: Hinter Dächern und Backsteinkaminen schieben sich die glatten Wände von Rasterfassaden empor. Noch vor dem ersten Textkapitel verdichtet sich die bleischwere Atmosphäre: Wie eine Collage aus Los Angeles, Paris und Hongkong staffeln sich über den Kurven aufgestelzter Stadtautobahnen die Mansardendächer mit Giebelfenstern und dahinter hochkantige Wolkenkratzer. Das alles ist in feinen Abstufungen monochrom schattiert, minutiös, ja geradezu penibel aquarelliert – und genau darin liegt der Plan der Geschichte.« Diese hohe Zeichenschule würdigt der Verlag mit einem exzellenten Druck, der feinen Papierwahl (Magno Volume, 150 g/qm) und einer harmonischen Heißfolien-Veredelung auf dem Cover … ja, auch mit Glanz und Glitzer zieht man Kinderblicke auf sich und erobert die kleinen Herzen.
Erwachsene haben in dem illustrativen Storytelling wiederum mit vermeintlichen Anspielungen ihren Spaß, wie die Jury ebenfalls feststellte: »Auffällig sind die Autotypen: amerikanische Schlitten neben Trabis und anderen Siebziger-Jahre-Karossen. Durch solche retromäßigen Details wirken die filmisch inszenierten Bilder wie eine subtile Parabel darauf, dass planwirtschaftliche ebenso wie konsumistische Ökonomie zu Gleichmacherei führt. Um den Plot nicht zu spoilern, sei nur so viel verraten: Ganz nebenbei wird der Unterschied zwischen subtraktiver und additiver Farbmischung erklärt.«
Mit dieser Geschichte lässt es sich in jedem Fall gut in die »Vorlesezeit«, den grauen Herbst, starten – 64 Seiten (ISBN 978-3-314-10652-1, 20 Euro, NordSüd Verlag) warten darauf, von Kindern ab 8 Jahren oder allen Junggebliebenen durchgeblättert zu werden.