Verpackungen sind oft der erste Touchpoint des Konsumenten mit einem Produkt. Und selbst im Online-Handel ist eine attraktive Präsentation wichtiger denn je – hier wird schnell geklickt und entsprechend müssen Marken sowie Inhalt auf den ersten Blick erfahrbar sein. Wir sprachen mit Daniel Graf, Managing Partner des renommierten Packagingspezialisten Syndicate, worauf es heute im Verpackungsdesign ankommt.
Zu welchem Zeitpunkt in der Konzeption sollte man sich über die nachhaltigen Aspekte in der Produktion Gedanken machen?
Uns bei Syndicate ist es wichtig, schon in einer frühen Projektphase das Wissen und die Erfahrung aller beteiligten Expert*innen mit einzubeziehen, weil wir davon überzeugt sind, dass nur durch das Zusammenbringen unterschiedlicher Kompetenzen das beste Ergebnis erzielt werden kann. Nachhaltigkeitsaspekte sollten von Beginn an in die Produktkonzeption integriert werden. Bereits in der Ideenfindungsphase sollten mögliche Umweltauswirkungen und Ressourceneffizienz in Betracht gezogen werden. Dies betrifft sowohl den Einsatz von Materialien und Energie als auch die Vermeidung von Abfall und Emissionen.
Tragen Kund*innen inzwischen von sich aus den Wunsch nach einer nachhaltigen Produktion an Sie heran?
Ja, immer mehr Kund*innen bringen von sich aus den Wunsch nach nachhaltiger Produktion und umweltfreundlichen Materialien vor. Dies zeigt das gestiegene Umweltbewusstsein und das Interesse an verantwortungsvollem Konsum.
Worauf wird von Kundenseite am meisten Wert gelegt?
Von Kundenseite wird besonders Wert auf die Verwendung recycelter oder erneuerbarer Rohstoffe, die Reduzierung von Abfall und Emissionen, energieeffiziente Produktionsprozesse und soziale Verantwortung, etwa durch faire Arbeitsbedingungen, gelegt. Die Transparenz und Zertifizierungen, wie der Blaue Engel, sind ebenfalls wichtige Faktoren für Kundenentscheidungen.
Welche haptische Anmutung ist derzeit gefragt?
In Bezug auf haptische Aspekte sind derzeit natürliche, unverfälschte Texturen und Oberflächen gefragt. Kunden suchen nach Materialien, die sowohl visuell als auch haptisch ansprechend sind. So sind zum Beispiel Papiere mit raueren, unregelmäßigen Texturen und organischen Anmutungen beliebt, da sie Authentizität und Nachhaltigkeit vermitteln.
Die Aspekte, die bei der Materialwahl eine Rolle spielen, sind sehr vielfältig, hängen von unterschiedlichsten Parametern ab und können von Projekt zu Projekt sehr stark variieren. Für mich spielen hier Faktoren wie Qualität, Funktionalität, Ästhetik, Nachhaltigkeit, Kosten, Verfügbarkeit, Verarbeitbarkeit, Sicherheit und Compliance eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen Aspekten zu finden, um ein ansprechendes Produkt zu kreieren, das sowohl praktisch als auch umweltverträglich ist und den gesetzlichen Vorgaben und Standards entspricht.
Inwieweit kann eine Verpackungskonstruktion zu mehr Nachhaltigkeit beitragen?
Nachhaltige Verpackungskonstruktionen faszinieren mich, da sie Ressourcen schonen und Umweltbelastungen reduzieren. Durch den Einsatz recycelter Materialien, effizientes Design, Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit wird die Kreislaufwirtschaft unterstützt. Zusätzlich minimieren leichte und platzsparende Verpackungen Transportemissionen. Klare Entsorgungsanweisungen erhöhen zudem das Umweltbewusstsein. All diese Aspekte tragen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit des gesamten Produkts bei.
Welche Veredelungen können auch bei einer nachhaltigen Produktion aus Ihrer Sicht infrage kommen?
Aus meiner Sicht können umweltfreundliche Veredelungen wie Prägungen, Flüssigfolien oder biologisch abbaubaren Folien, wasserbasierte Lacke und Druckfarben oder Digitaldruckverfahren mit geringem Energieverbrauch und minimaler Abfallproduktion bei einer nachhaltigen Produktion infrage kommen. Diese Veredelungen verleihen dem Produkt eine hochwertige Optik und Haptik, ohne dabei die Umwelt unnötig zu belasten.
Für die neue SELECTION-Papiersorte La vie recyclée realisierte Syndicate eine Promotion-Verpackung. Worin liegen in Ihren Augen die Pluspunkte dieses Materials?
La vie recyclée begeistert mich persönlich durch seine nachhaltige Herstellung aus recyceltem Altpapier, die ansprechenden Farben und die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Die unterschiedlichen Texturen verleihen dem Papier eine besondere Haptik, während die Blauer Engel Zertifizierung Vertrauen schafft. Ich finde, diese neue Sorte vereint auf beeindruckende Weise Nachhaltigkeit, Ästhetik und Qualität für umweltbewusste Kund*innen.
Welches Konzept steckte hinter dem Prototyp, um diese Eigenschaften herauszuarbeiten?
Es war uns wichtig, die Vielfalt der Farben sowie die unterschiedlichen Papierstrukturen in einer überraschenden Produktverpackung zu inszenieren. Die Verpackung sollte dabei nicht nur von außen betrachtet attraktiv sein, sondern auch beim Öffnen und Auspacken noch einen Moment bereithalten, der bei den Nutzer*innen für Begeisterung sorgt.
Wie beurteilen Sie die Farbpalette – bedient diese derzeit einen Trend?
Das Thema Farbe lässt sich, wie vieles andere im Bereich von Design und Branding, nicht pauschal beantworten. Die Farbwahl ist immer von der jeweiligen Markenpersönlichkeit und -zielgruppe und Zielsetzung abhängig.
Pastellige, erdige und natürliche Töne wie »La vie recyclée« sie anbietet, wirken jedoch beruhigend, umweltfreundlich und passen gut zum aktuellen Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Grautöne, Beige, sanfte Grüntöne, Rosatöne und Blautöne sind einige der Farben, die bei Kunden derzeit besonders beliebt sind. Farben, die von der Natur inspiriert sind, erfreuen sich großer Beliebtheit und harmonieren gut mit dem gesteigerten Interesse an umweltfreundlichen Produkten.